Der erste Schultag ist im Leben etwas ganz Besonderes. Das gilt natürlich vor allem für die ABC-Schützen, für die am 10.09. der „sprichwörtliche Ernst des Lebens“ angefangen hat.
Was es bedeutet, den wirklichen Ernst des Lebens zu spüren, davon könnten sicherlich die 22 Ukrainerinnen und Ukrainer berichten, die an diesem 10.09. ebenfalls ihren ersten Schultag in Deutschland hatten. Für sie beginnt nun ihre Ausbildung zur Industriekauffrau bzw. zum Industriekaufmann in einer im Rahmen eines Pilot-Projekts eigens für die Geflüchteten geschaffenen Berufsschulklasse. Neben den fachlichen Inhalten steht natürlich die Verbesserung der Deutschkenntnisse im Mittelpunkt, um sie auf ihr Arbeitsleben in ihrer neuen Heimat vorzubereiten.
Die Idee zu diesem Projekt entstand bei der Agentur für Arbeit. „Wir haben festgestellt, dass es viele Fachkräfte aus der Ukraine gibt, die im kaufmännischen Bereich viel Erfahrung mitbringen, aber hier einfach nicht Fuß fassen können. Unter anderem, weil sie den Arbeitsmarkt nicht kennen“, sagt Olha Alatas von der Agentur für Arbeit.
Auch sprachliche Barrieren spielten eine Rolle. „Viele können nicht von heute auf morgen Bürotätigkeiten erledigen oder Telefonate führen“, sagt Alatas. Doch genau diese Menschen, die sehr gut qualifiziert seien, aber einfach noch eine „Anpassung auf den deutschen Markt“ bräuchten, sind Zielgruppe für das Projekt, das schnell Form angenommen hat.
Im Mai entstand die Idee für diesen Job-Turbo und es wurden Partner gesucht, die am Pilot teilnehmen würden. Zahlreiche Betriebe, darunter die Coburger Unternehmen Kaeser, Schuhmacher Packaging, Martin Metall, Lasco und Eleo, schufen Ausbildungsplätze für die Menschne, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen und hier in Deutschland auf eine friedlichere Zukunft hoffen. Auch die IHK zu Coburg und natürlich die Staatliche Berufsschule II Coburg wurden von der Arbeitsagentur mit ins Boot geholt und so entstand in einem sehr sportlichen Zeitplan mit der Unterstützung der Regierung von Oberfranken und des Kultusministeriums das Konzept für dieses richtungsweisende Projekt.
Schulleiter Nico Höllein erläutert, dass die Umschulungsmaßnahme auf drei Jahre angelegt sei. Die Schülerinnen und Schüler im Alter von 20 bis 50 Jahren, die bereits alle über Vorerfahrungen im kaufmännischen Bereich verfügen, sind zwei Tage in ihrem Ausbildungsbetrieb und an drei Tagen hier in der Berufsschule, wo an einem Tag der Woche zusätzlich zum regulären Deutschunterricht eine Deutschförderung stattfindet.
An ihrem ersten Schultag wurden die neuen Auszubildenden herzlich an der Schule in Empfang genommen. Siegmar Schnabel, Hauptgeschäftsführer der IHK Coburg begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Pilotprojekts und wünschte ihnen viel Erfolg für ihre Ausbildung.
Wenn das Projekt ein erfolgreich verläuft, könne man sich durchaus vorstellen, das Feld zu erweitern, auch hoffe man auf Nachahmung in anderen Gebieten. Es gebe bereits einige Pläne, sagt Olha Alatas. Mehr wolle man noch nicht verraten.
Noch mehr Informationen gibt es unter folgenden (externen) Links:
TV Oberfranken: Wie der „Jobturbo“ ukrainischen Arbeitskräften bei der Integration hilft
Coburger Tageblatt: Mitten im Leben neu beginnen
Monika Schneider